Der Inselrat von Mallorca hat sich angesichts der zunehmenden Ankunft von Flüchtlingsbooten mit einer dringenden Bitte an die spanische Zentralregierung gewandt. Präsident Llorenç Galmés forderte in einem Schreiben an Innenminister Fernando Grande Marlaska ein militärisch gestütztes Eingreifen der EU, um die Situation auf den Balearen in den Griff zu bekommen.
Anstieg der Migration und Überlastung der Aufnahmekapazitäten
Im Jahr 2024 wurde ein neuer Höchststand an irregulärer Migration auf die Inseln verzeichnet, wobei die Zahl unbegleiteter minderjähriger Migranten im Vergleich zu 2020 um 625 Prozent gestiegen ist. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 350 Boote mit fast 6.000 Menschen auf den Balearen an, was mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr sind.
Galmés beklagt, dass der Inselrat mit der Unterbringung der ankommenden Minderjährigen alleingelassen werde und die Aufnahmeeinrichtungen um bis zu 1000 Prozent überbelegt seien. „Drei von vier Minderjährigen im Schutzsystem sind unbegleitete Einwanderer“, so Galmés.
Forderung nach Frontex-Unterstützung und diplomatischen Initiativen
Galmés fordert nicht nur Frontex-Flüge über den Balearen, sondern auch die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Algerien, dem Hauptabfahrtsland vieler Migranten. Er betont die Notwendigkeit einer „entschlossenen Reaktion“, da die spanische Regierung bisher wenig Interesse gezeigt habe, die Balearen als strategisch bedeutsame Migrationsroute zu behandeln. Frontex selbst stuft die Balearen aber noch nicht als „problematisch“ ein.
Funde von Wasserleichen und steigende Migrantenzahlen
Die Situation auf Mallorca wird durch die Funde von Wasserleichen an den Stränden zusätzlich verschärft.
In den letzten Monaten wurden an den Stränden Mallorcas mehrere Leichen angespült, die vermutlich Migranten sind, die bei dem Versuch, von Nordafrika über das Mittelmeer zu den Balearen zu gelangen, ums Leben kamen. Allein zwischen dem 4. und 18. März 2025 wurden insgesamt sechs Leichen gefunden, fünf auf Mallorca und eine auf Formentera.
Die Ermittler vermuten, dass diese Personen aus Somalia stammen und von Algerien aus mit einem Boot nach Europa übersetzen wollten. Einige der Boote sind offenbar gekentert, was zu diesen tragischen Todesfällen führte. Die Identifizierung der Opfer gestaltet sich schwierig, da viele ohne Ausweisdokumente unterwegs sind und die Körper durch die lange Zeit im Wasser stark verwest sind. Die Behörden setzen daher auf DNA-Analysen, um die Identität der Verstorbenen festzustellen.
Politische Konsequenzen und die Rolle der Schlepper
Galmés‘ Vorstoß setzt die Regierung Sánchez unter Druck, da ein Nachgeben gegenüber der Forderung nach Frontex-Unterstützung als Einknicken vor regionalem Druck gewertet werden könnte. Gleichzeitig sind die Menschenschlepper auf der Route Richtung Mallorca besonders aktiv, da die meisten Ankommenden nach der Registrierung ungehindert aufs europäische Festland weiterreisen dürfen.