Indikator „Menschlicher Druck“ (Presión Humana): Dehumanisierende Sprache dient der Begründung von Tourismus-Einschränkungen in der „Overtourism“-Debatte. Dass die Zahlen schon vor Jahren vergleichbar hoch waren und durch die Bevölkerungsentwicklung beeinflusst werden, verschweigen Tourismus-Gegner gerne.

Der „Menschliche Druck“ als Argument gegen Touristen

In der aktuellen Debatte um die Kapazitätsgrenzen der Balearen-Inseln dient ein Kennwert als zentrales Argument: der Indikator für Menschlichen Druck (Indicador de Presión Humana, IPH). Dieser offizielle, technokratische Indikator ist darauf ausgelegt, die demografische Last (carga demográfica) zu messen, die durch die Anwesenheit von Menschen auf Mallorca entsteht.

Allein die Verwendung des Begriffs Pression Humana löst bei kritischen Beobachtern jedoch ein tiefes ethisches Unbehagen aus, da die menschliche Existenz primär auf einen statischen, negativen physikalischen Zustand – den Druck oder die Last – reduziert wird.

Die Zahlen von 2015 bis 2024: Hohe Belastung ist kein neues Phänomen

Die vom Institut d’Estadística de les Illes Balears (IBESTAT) stammenden Zahlen für Mallorca zeigen den jährlichen Höchstwert des IPH (Mallorca IPH. Màxim) in Personen. Die Datenreihe belegt, dass die menschliche Präsenz auf der Insel bereits vor dem jüngsten Höchststand auf einem hohen Niveau lag:

Jahr Max. IPH (Personen/Jahr)
2024 1.490.489
2023 1.470.110
2022 1.465.384
2021 1.288.055
2020 1.142.227
2019 1.465.425
2018 1.457.174
2017 1.473.873
2016 1.458.869
2015 1.423.534

Ein direkter Vergleich zeigt, dass der maximale Wert des IPH bereits im Jahr 2017 bei 1.473.873 Personen lag. Dieser Wert war bis 2024 der höchste verzeichnete Wert in der Reihe und liegt dem aktuellen Höchstwert von 2024 (1.490.489 Personen) sehr nahe. Die Abweichung zwischen dem Jahr 2017 und dem mutmaßlichen Rekordjahr 2024 ist angesichts der Gesamtzahlen von über 1,4 Millionen als kaum ein Unterschied zu werten.

Bevölkerungswachstum als unterschätzter Faktor des „Menschen-Drucks“

Der Indikator für Menschlichen Druck (IPH. Màxim) wird als Summe aus der ständigen Bevölkerung und der temporären touristischen Bevölkerung am Höchstzeitpunkt betrachtet. Eine steigende ständige Bevölkerung bewirkt daher automatisch einen steigenden „Menschen-Druck“, selbst wenn Tourismus stagniert.

Die nachstehende Tabelle zeigt die Entwicklung der ständigen Bevölkerung (Població) auf Mallorca für den Zeitraum von 2021 bis 2024. Die Zahlen stammen vom Institut d’Estadística de les Illes Balears (IBESTAT). Ältere Daten waren in dieser Zahlenreihe nicht verfügbar.

Jahr Bevölkerung (%)
2024 957.726 1,85
2023 940.332 1,92
2022 922.605 0,22
2021 920.605

Analyse der Entwicklung:

  • Die Daten zeigen eine kontinuierliche Zunahme der ständigen Bevölkerung Mallorcas von 2021 bis 2024.
  • Nach dem geringen Wachstum im Jahr 2022 nahm die Wachstumsrate in den Folgejahren 2023 (1,92 %) und 2024 (1,85 %) deutlich zu, sodass die Bevölkerung im Jahr 2024 fast 958.000 Personen erreichte.

Die steigende Bevölkerungszahl trägt direkt zur Erhöhung des Indikators für Menschlichen Druck (IPH) bei, da dieser Wert die ständige Bevölkerung als Basis berücksichtigt. Die steigende Bevölkerungszahl fällt in die Zeit einer links-grünen Balearenregierung (2015 bis 2023).

Erläuterung zum Zweck der Statistik

Der IPH, offiziell als Indicador de Presión Humana bekannt, ist ein formaler Indikator der balearischen Verwaltung, bereitgestellt durch das Institut d’Estadística de les Illes Balears (IBESTAT). Der Indikator dient der Verwaltung und Regulierung. Er soll die Kapazitätsgrenzen der Inseln ermitteln.

Kritik am Begriff Pression Humana

Die kritische Analyse des Begriffs Pression Humana zeigt eine tiefgreifende ethische Brisanz in der Wortwahl. Die strukturelle Parallele zu historisch dehumanisierenden Termini ist linguistisch validiert.

Die Sprache des „Menschlichen Drucks“ weist Ähnlichkeiten mit der Rhetorik totalitärer Systeme auf. Insbesondere der Propagandaterminus „Ballastexistenzen“, der 1920 in der Weimarer Republik eingeführt und später im Nationalsozialismus zur Rechtfertigung von Krankenmord und Zwangssterilisation angewendet wurde, dient als mahnender Vergleich.

In beiden Fällen wird der Mensch von einem Subjekt mit Würde in eine statische, negative, extern messbare Größe – eine Last oder ein Kostenfaktor – verwandelt.

  • Ballastexistenzen nutzte eine mechanische Metapher (totes Gewicht, unnötige Ladung), um unproduktive Menschen als ökonomische Belastung des „Volkskörpers“ darzustellen.
  • Pression Humana nutzt die Metapher der Physik/Geographie, um Menschen als externe, messbare Kraft zu definieren, die Ressourcen überlastet und reguliert werden muss.

Obwohl Kontext und Intention des IPH (Planung in einer demokratischen Verwaltung) fundamental von den genozidalen Absichten der NS-Zeit abweichen, liegt die ethische Gefahr auf der Hand. Sobald menschliche Gruppen in der politischen Sprache als quantifizierbarer, negativer „Druck“ oder „Last“ definiert werden, wird die Schwelle für restriktive, in die Freiheiten eingreifende Politik gesenkt.

Zusammengefasst: Mit einem menschenfeindlichen Begriff und Verschweigen von historischen Zahlen wird Stimmung gegen Tourismus und Touristen gemacht. Quellen: Ibestat