Der berühmteste Strand von Mallorca ist den Deutschen seit Jahrzehnten vor allem fürs eins bekannt: Sonne, Sand und Suff. Die Partys an der Playa de Palma sind ebenso legendär wie berüchtigt. Doch die Corona-Krise könnte den “Ballermann ” für lange Zeit flachlegen, warnt ein Ökonomieprofessor von der Balearen-Universität (UIB) und hat ein Konzept für einen “Ballermann 2.0” vorgelegt. Nach seinem Willen soll die Playa de Palma mit Hilfe der EU zum weltgrößten Wellness-Center werden – was ebenfalls Folgen für die Nachfrage von Immobilien an der Playa de Palma hätte.
“Die Playa de Palma ist die wichtigste Tourismusdestination in ganz Spanien”, sagt Dr. Julio Batle, der an der UIB in Palma de Mallorca die Forschungsstelle für Wirtschaftsentwicklung leitet. “Daran hängen rund 12.000 Arbeitsplätze und 1,5 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung.” Derzeit sind die Aussichten aber mies: Wegen Corona ist weiterhin viel geschlossen, einige Betriebe vermutlich für immer. In der Zeit nach Corona wird der Wettbewerb extrem hart werden, lautet die Prognose des Ökonomie-Professors. Nicht nur von der Wettbewerb unter anderen Destinationen auf Mallorca und anderen Balearen-Inseln, sondern in ganz Europa.
Hanteln stemmen statt Bierkrüge, Yoga statt Gejohle
“Nach dem Corona-Stillstand für den Tourismus werden die Marktanteile neu verteilt”, so Julio Batle. Um dem Kampf mit Dumpingpreisen zu entgehen, müsse die Playa de Palma künftig mehr bieten als Sonne und Strand, um einzigartig zu sein gegenüber anderen Urlaubsorten. In seinem 14-seitigen Konzeptpapier beschreibt er eine Zukunft des sechs Kilometer langen Strandabschnittes mit Themenschwerpunkten (“Hubs”) rund um Sport und Freizeitaktivitäten, und zwar zum Beispiel:
- ein Gym Beach (ein Fitnessstudio unter freiem Himmel)
- ein Yoga Beach (ein ruhiger Ort nur für Yoga-Fans)
- ein Skate-Beach (für Skater)
- ein Baby-Beach (für Familien)
- ein Event-Beach (für Feiern wie Hochzeiten, Geburtstage)
Deutsche Auswanderer sollen neue Playa de Palma aufbauen
Für den Gym-Beach will der Ökonomie-Professor ein deutsches Bodybuilder-Paar einspannen: Caro und Andreas Robens, die aus dem TV bestens bekannten Mallorca-Auswanderer, die bereits an der Playa de Palma ein traditionelles Fitnessstudio betreiben. Die beiden fühlen sich geehrt von dem Ruf der Universität und sind Feuer und Flamme, an dem Projekt mitzuarbeiten: „Eine großartige Idee. Es werden Zehntausende aus Deutschland kommen, die nicht nur braun, sondern auch fit zurückkehren wollen. Am Gym-Beach gibt es dann Power statt Bierplauze.“
Bei der Unternehmervereinigung “Palma Beach”, zu der große 52 Unternehmen, unter anderem Hotels und Gaststätten gehören, ist der Universitätsplan für eine neue Playa de Palma ebenfalls auf offene Ohren gestoßen: „Die Vision geht in die richtige Richtung, schon jetzt gibt es tolle Angebote für Sport und Gesundheit”, sagt Sprecher Juan M. Ferrer, selber Hotelbesitzer. „Wir setzen uns seit 2016 für mehr Niveau bei dem touristischen Angebot ein, für eine langsame Transformation, mit der sich alle identifizierten können: vom Touristen über Mitarbeiter, Geschäftsleute bis hin zur Politik“, Ferrer verweist darauf, dass allein in den vergangenen sechs Jahren die Hotels rund 1,2 Milliarden Euro in Sanierungen investiert hätten und die Playa de Palma bereits deutlich hochwertiger geworden sei.
Aber was bleibt dann noch von der Partystimmung an der Playa de Palma? Professor Julio Batle hat gar nichts gegen ausgelassene Feiern, will sogar eine Art Reservat für die typischen Ballermann-Touristen schaffen. “Im Vordergrund soll aber künftig stehen, an der Playa de Palma die Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern.” Sein Konzept will Julio Batle nun mit den Unternehmen und der Landesregierung diskutieren, die bereits seit Jahren gegen den Sauftourismus vorgeht. Im Idealfall werde das Projekt im Zuge der Corona-Hilfsmaßnahmen mit EU-Geldern gefördert und könne schon bald Wirklichkeit werden. “Aus der Krise wird dann eine Chance”, so der Ökonomie-Professor.
Immobilienmakler sind sich sicher, dass die eine Beruhigung der Playa de Palma als Ballermann 2.0 die dortigen Immobilien noch gefragter werden lässt. Schon in den vergangenen Jahren ist die Ecke bei immer mehr Deutschen als Alternative zu Pageura oder Cala Ratjada beliebt geworden. Bislang sind eher Wohnungen gefragt; künftig könnten es auch Häuser werden, die für den Familienurlaub geeignet sind.